Wir vom Landfrauenverein Bad Oldesloe und Umgebung hatten Glück, dass wir unsere Frühstücksveranstaltung am 11. März dieses Jahres noch stattfinden lassen konnten! Einige Tage später wäre es wegen des Versammlungsverbotes nicht mehr möglich gewesen.
Es wäre auch sehr schade gewesen, denn wir hatten einen interessanten Gast bei uns: einen Wandergesellen des Bäckereihandwerks. Daniel Lorenzen, er kommt aus Joldelund und ist heute Bäckermeister in seiner eigenen Bäckerei mit 70 Angestellten.

Er kam in seiner Zunftkleidung. Die Weste im Pepitamuster. Es steht für das Lebensmittelgewerbe. Ein weißes Hemd mit Krawatte, der sogenannten Ehrbarkeit. Der Zylinderhut bedeutet, dass er frei ist, denn Wandergesellen müssen unter 30 Jahre alt sein, unverheiratet und kinderlos, um auf die Walz gehen zu können. Der Ohrring am linken Ohr ist das Zeichen des Wandergesellen und bedeutet, wenn dieser noch im Ohr ist und nicht herausgerissen wurde, dass er kein Schlitzohr ist und sich immer fair auf der Wanderschaft verhalten hat.
Weitere Utensilien sind sein Wanderstab, der Stenz an dem der Charlottenburger hängt. Es ist ein 80 mal 80 cm großes Tuch, in dem alle Habseligkeiten eingebunden sind. Alles muss immer sauber und adrett aussehen. Wichtig ist außerdem noch das Tagebuch. Es ist einmalig und nicht ersetzbar! Schon als Kind träumte Daniel davon, nachdem ihm ein Wandergeselle begegnet ist, auch einmal so auf die Walz zu gehen.

Nachdem er eine Bäckerlehre und ein freiwilliges Jahr in einer Behinderteneinrichtung absolviert hatte, informierte er sich in einer Hamburger Kneipe, in der sich viele Wandergesellen aller Handwerkszünfte treffen, über alle Notwendigkeiten, die zu erfüllen sind, um auf die Walz gehen zu können.- „Drei Jahre und ein Tag“.
In den ersten drei Monaten darf er keinen Kontakt mit Freunden und der Familie aufnehmen (das fiel ihm besonders schwer am ersten Weihnachtsfest in der Fremde) und darf sich während der gesamten Zeit nicht mehr als 50 km seinem Heimatort nähern. Und, damit man nicht bettelarm ist, dürfen 5 Euro mitgenommen werden. Außerdem braucht man einen sogenannten „Bürgen“ (einen Altgesellen) in der ersten Zeit. In Daniels Fall, war es Steffi, eine Schreinerin aus Franken.
Er berichtete, dass er in den allermeisten Fällen unterwegs gut behandelt wurde und viel lernen konnte, ob positiv oder auch wie es nicht sein sollte. Die Wanderschaft hat ihn für das Leben geprägt und aus ihm einen bewussteren und demütigen Menschen gemacht. Die großzügige Gastfreundschaft vieler Menschen hat ihn dankbar gemacht. In den meisten Pfarreien hat er auch mitunter Aufnahme gefunden, wurde aber auch von Gottes Bodenpersonal manchmal abgewiesen. Mit dem Hinweis: nun wäre er soweit gekommen, da könne er auch noch etwas weiter bis zur nächsten Herberge laufen! Und das im Winter bei Eiseskälte, Auch das ist eine Erfahrung, die allerdings enttäuschend ist!
Trotzdem hat er sehr viel Nächstenliebe erfahren können, ob in der großen weiten Welt, wie z.B. Australien, Neuseeland oder sogar Dubai. Hat unter freiem Himmel im „Tausend Sterne Hotel“ genächtigt und von seiner Wanderung, die er zu Fuß vom Bodensee bis Kiel machte, berichtet. Zwischendurch sang er uns Lieder vor, die einem beinahe „Gänsehaut “fühlen ließen. Es war sehr beeindruckend!
Inzwischen ist Daniel verheiratet, ist werdender Vater und will ein Buch schreiben. Er hat uns zweieinhalb Stunden mit seinen spannenden Erlebnissen bestens unterhalten. Dafür gilt ihm ein großer Dank!
Wir wünschen ihm viel Glück für seine Bäckerei, seine Familie und allen seinen Vorhaben in nächster Zukunft!
Auch allen Landfrauen wünschen wir Gesundheit und möglichst keinen Coronafall in der Familie.
Bleiben Sie alle gesund, bis wir uns eventuell nach der Sommerpause wieder treffen können.